Drei Jahre WeACT Con: Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen – Viel erreicht, noch viel zu tun

Zum dritten Mal kamen in diesem Jahr Akteur*innen aus dem gesamten
Gesundheitswesen auf dem EUREF-Campus in Berlin zusammen, um
gemeinsam Lösungen für ein klimafreundlicheres und nachhaltigeres
Gesundheitswesen zu entwickeln. Trotz der aktuell schwierigen
Rahmenbedingungen waren sich die Teilnehmer*innen der WeACT Con einig:
Die Nachhaltigkeitswende darf nicht auf gutes Wetter warten. Dafür brachten
sie viele Praxisbeispiele mit, wie es schon heute besser geht.
Das Gesundheitswesen steht unter enormen Kostendruck, zudem hat das
öffentliche Interesse an Klimaschutz und Nachhaltigkeit nachgelassen. Prof.
Alena Buyx, Professorin für Ethik in der Medizin an der Technischen Universität
München und ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, zeigte sich auf
der WeACT Con trotzdem zuversichtlich: „Wir sind vor der Welle – die
Aufmerksamkeit wird zurückkehren.“ Jetzt sei die Zeit, auf die eigene Stärke zu
setzen. Eine dieser Stärken liege im hohen Vertrauen, das Ärzt*innen,
Pflegekräfte und andere Angehörige der Gesundheitsberufe genießen – und
welches sie zu glaubwürdigen und wirksamen Botschafter*innen für Klimaschutz
und Nachhaltigkeit mache.

Gesundheitsberufe tragen besondere Verantwortung für Nachhaltigkeit
Darauf wies auch Kerstin Blum hin, Geschäftsführerin von Gesunde Erde –
Gesunde Menschen: „Das Gesundheitswesen hat die besondere Chance,
Treiber in der Diskussion über den Erhalt unserer Lebensgrundlagen zu sein.
Denn alle Veränderungen, die es für die Gesundheit der Erde braucht, nutzen
auch unserer eigenen Gesundheit. Wir können es schöner haben – und
gesünder.“ Gerade bei Fragen rund um Ernährung, Städteplanung oder
Mobilität gehe Nachhaltigkeit häufig mit besserer Gesundheit einher, es gebe
also viele Co-Benefits.

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gehen häufig Hand in Hand
Dass der Kostendruck, unter dem das Gesundheitswesen steht, keine Ausrede
mehr sein darf, auch das Gesundheitswesen selbst nachhaltiger auszurichten,
darüber waren sich die Teilnehmer*innen der WeACT Con einig. Denn
Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gehen häufig Hand in Hand. „Pauschal zu
sagen: Nachhaltigkeit ist nicht wirtschaftlich, das stimmt nicht. Es gibt viele
Beispiele, in denen Nachhaltigkeit auch wirtschaftlich ist. Wir hätten gerne
mehr Spielräume, solche Sachen auszuprobieren. Wir haben sehr viele
Ansatzpunkte um im Gesundheitswesen nachhaltiger zu werden“, erklärte etwa
Dr. Gertrud Demmler, Vorständin der SBK Siemens-Betriebskrankenkasse.
Beispiel Prävention: Es ist nicht nur medizinisch und ökologisch am besten,
wenn Menschen gar nicht erst krank werden – es ist auch am günstigsten.

Über Grenzen hinaus: Internationales Plenum
Die WeACT Con stand in diesem Jahr unter dem Motto „Denken und Handeln
über Grenzen hinaus“. So gab es erstmals auch ein Plenum für internationale
Best-Practice-Beispiele. Die globale Gesundheitspolitik stehe aktuell vor
enormen Herausforderungen, wie Prof. Ilona Kickbusch berichtete, Vorsitzende
des Global Health Centre in Genf und eine der führenden Stimmen in der
internationalen Gesundheitspolitik. „Es fehlt der internationale Konsens zu
zentralen Werten wie Gerechtigkeit, Menschenrechten und den Rechten von
Frauen – das erschwert die Zusammenarbeit erheblich“, so Kickbusch. Durch
den Rückzug der USA sei die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gezwungen,
ihr Budget um etwa die Hälfte zu kürzen.
Trotzdem zeigten zahlreiche Vorträge internationaler Expertinnen und Experten
aus Ländern wie Irland, Frankreich und Belgien: Es gibt Grund zur Hoffnung.
Überall auf der Welt entstehen neue Initiativen, die voneinander lernen und
gemeinsam Fortschritte erzielen.
Charles Flahault aus Frankreich stellte zum Beispiel einen Leitfaden vor, der
eine vereinfachte Ökobilanz für Medikamente ermöglicht – ein innovativer
Ansatz, um den ökologischen Fußabdruck des Gesundheitswesens merklich zu
reduzieren. Der Hintergrund der Ella Roberta Stiftung aus dem Vereinigten
Königreich ist tragisch: Mit ihr setzt sich Rosamund Adoo-Kissi-Debrah für
saubere Luft und Gesundheitsgerechtigkeit ein, nachdem ihre Tochter an den
Folgen von Luftverschmutzung starb.

WeACT Con 2025: zwischen „sustainability fatigue“ und Aufbruchstimmung
Obwohl – oder gerade weil – die Rahmenbedingungen aktuell schwierig sind,
verströmte die WeACT Con Aufbruchsstimmung. Denn es gibt viele Beispiele,
bei denen Nachhaltigkeit heute schon deutlich stärker im Alltag der
Gesundheitsbranche angekommen ist, als dies noch im vergangenen Jahr der
Fall war. Dazu zählen Kliniken, die auf nachhaltige und gesunde Ernährung
umstellen. Aber auch viele kleine und große kooperative Initiativen, die
Lösungen aufzeigen.

Herz und Hirn erreichen: Nachhaltigkeit muss erklärt werden
Die Herausforderungen, für mehr Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen zu
werben, bleibt vor dem Hintergrund zunehmend polarisierter gesellschaftlicher
Debatten groß. Dr. Mirjam Jenny, Wissenschaftliche Geschäftsführerin am
Institute for Planetary Health Behaviour der Universität Erfurt, erklärte in
diesem Zusammenhang: „Die Mehrheit weiß nicht, dass sie die Mehrheit ist.
Anders als oft suggeriert, wünscht sich die Mehrheit mehr Klimaschutz – sie
wird nur zu selten sichtbar gemacht“. Kerstin Blum fasste passend zum Motto
der WeACT Con zusammen: „Wir müssen Türen öffnen, Herz und Hirn
erreichen und zum Handeln motivieren.“

Viele Teilnehmende, mehr Programm: WeACT Con wächst weiter
Etwa 200 Teilnehmenden aus Ärzteschaft, Kliniken und Apotheken, von den
Krankenkassen und Verbänden sowie Expertinnen und Experten aus
Wissenschaft, Wirtschaft und Politik haben auf der WeACT Con die Gelegenheit
genutzt, sich zu vernetzen, auszutauschen und neue Ideen zu entwickeln. Mit
Workshops, Symposien, Podiumsdiskussionen, einem internationalen Plenum
vielen Vorträgen und interaktiven Diskussionsformaten ist das Programm der
WeACT Con im Vergleich zum Vorjahr noch einmal gewachsen. Die WeACT Con
fand am 6. & 7. Mai 2025 auf dem Berliner EUREF-Campus statt.
„Es ist wichtig, dass wir am Ball bleiben, auch in Zeiten, in denen die
öffentliche Wahrnehmung gerade nicht den Fokus auf Nachhaltigkeit und
Umweltschutz legt. Wir sind sehr stolz, dass sich die WeACT Con als
Leitkongress zum Thema Gesundheit, Umwelt und Nachhaltigkeit weiter
etabliert und wir damit ein positives Signal in die Branche senden können“,
sagt Dr. Sandra Kluge, Head of Communications & Health Policy und
Unternehmenssprecherin bei Chiesi Deutschland. Das italienische
Familienunternehmen Chiesi hat die WeACT Con initiiert und gemeinsam mit
starken Partner*innen organisiert.

Save the Date: WeACT Con 2026

Die WeACT Con findet jährlich statt. Sie bietet als Leitkongress für die Themen Umwelt- und Klimaschutz im Gesundheitswesen einen Ort für dauerhafte Netzwerke und interprofessionelle Diskussionen. Auch einen Termin für die Folgeveranstaltung gibt es schon: 2026 soll die WeACT Con am 6. & 7. Mai wieder auf dem EUREF-Campus in Berlin stattfinden.

Wann: 6. Und 7. Mai 2026
Wo: EUREF-Campus Berlin (Torgauer Str. 1-25, 10829 Berlin)